15. Juni 2024

Stricken wie in Dänemark

Als Ulrike letzte Woche in Aarhus unterwegs war, schrieb sie mir: «PetiteKnit ist hier überall!» Damit war aber (leider) nicht die Designerin Mette selber gemeint (sie würden wir natürlich auch zu gerne antreffen), sondern PetiteKnit Modelle. Noch bevor Aarhus überhaupt richtig erreicht war, war auf einem Velo schon ein Ankers Sweater zu sehen! Natürlich werden auch die Modelle all der anderen tollen dänischen Designerinnen oft nachgestrickt und getragen – die Strickszene in Dänemark ist so aktiv, dass man mit dem Vorstellen der Designerinnen gleich mehrere Blogbeiträge füllen könnte! Meine dänische Schwägerin hat mir den Link zu einem TV-Bericht mit dem Titel «Det Strikker helt af» (so viel wie: "Das Stricken hebt ab" ). Auch wenn ihr (wie ich) bei Weitem nicht alles versteht, ist die Sendung sehenswert. Es geht um die Geschichte des Strickens, Stricken als Zeichen des Protests und natürlich werden dänische Strickerinnen und Designerinnen vorgestellt. Ihr trefft dort neben Mette von PetiteKnit auch Lærke Bagger an, die für einen komplett anderen Stil steht (bunt und ausgefallen, statt klassisch und schlicht) aber in Dänemark ebenfalls eine sehr grosse Fangemeinde hat! Besonders gefallen hat mir die Bezeichnung «hurtigstrikker», die im Gespräch mit einer (offenbar schnellen) Strickerin eingeblendet wird. Das wär ich ja auch gerne, leider ist das Gegenteil der Fall und «langsomtstrikker» klingt einfach nicht halb so gut! .

Dass Michele Obama gerne strickt, wurde in den sozialen Medien fleissig geteilt und kommentiert. Aber kennt ihr schon Margrethe Vestager? Sie ist eine erfolgreiche dänische Politikerin und Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission und fällt immer wieder dadurch auf, dass sie während der Parlamentssitzungen gerne an ihrem aktuellen Strickstück arbeitet. Wir Stricker*innen wissen, dass das keinesfalls der Konzentration schadet – im Gegenteil! Auf ihrem Instagram Account erklärt uns Margarethe z.B. ganz anschaulich den Europäischen Binnenmarkt – und trägt dabei eine superschöne Elisabeth Blouse! (und natürlich wird in den Kommentaren auch nach der Anleitung gefragt und die Fragen von werden Margarethe Vestager freundlich beantwortet! So wie wir Stricker*innen halt sind!) Ganz grundsätzlich scheint sie besonders gerne die Anleitungen von PetiteKnit zu stricken (tun wir ja irgendwie alle?). Zu Weihnachten hat sie z.B. einen Lulu Slipover verschenkt und auch gleich noch gezeigt, wie sie die Knöpfe mit Hilfe von Streichhölzern mit einen gewissen Abstand annäht (ein Trick, den ich persönlich nicht kannte) Sie erstellt Videos mit dem Titel Everywhere is knittingwhere, die sie beim Stricken in den verschiedensten Situationen zeigen, trifft sich mit Strickerinnen in ihrem Local Yarn Store und verschenkt gern gestrickte Tiere. Man hat auf jeden Fall das Gefühl: Das ist eine von uns!

All die oben gezeigten Modelle, waren schon in Margarethes Feed zu sehen – und ich könnte mir gut vorstellen, dass bald auch noch ein Maggie Cardigan dazu kommt. Dieses neue Modell von PetiteKnit würde nämlich bestens in diese Reihen passen! Würde Margarethe ausnahmsweise ein Modell einer anderen dänischen Designerin wählen wollen, hätte sie immer noch unglaublich viele Möglichkeiten:

Da wäre zum Beispiel Anne Ventzel aus Kopenhagen, die seit 2016 Strickmodelle entwirft und nicht nur für ihre wunderschönen Modell, sondern auch für ihre sympathische Art bekannt ist. In diesem Jahr machte Anne ihre Krebserkrankung publik und lässt ihre Follower auf Instagram an ihrem Weg teilhaben. Anne veröffentlich trotzdem weiterhin neue Anleitungen, ihr neustes Modell ist das Top Cilla Sun, ein zartes Lace-Top mit einer besonders schönen Schulterpartie. Nachstricken könnt ihr es einfädig aus Line von Sandnes, wer (wie im Original) eine Kombination mit Cashmere möchte, kann z.B. Cashmere Premium mit Tynn Line kombinieren.

Auch Lene Holme Samsøe ist ein bekannter Name in der Strickszene, unter dem Label leKnit veröffentlicht Lene schlichte Modelle, die trotzdem immer ihre Handschrift tragen. Besonders beliebt sind ihre Modelle mit Peacock oder Dahlia-Muster an der Passe, die es jeweils in verschiedenen Variationen gibt. Unten auf dem Bild seht ihr eines von Lenes neusten Modellen: Das Julienne Tee Solo wird auch wieder aus Line von Sandnes gestrickt (in den Farben 3011 & 3819). Das «solo» im Namen von Lenes Modellen steht übrigens jeweils für «Einzelanleitung».

Mit MFTKnitwear (kurz für My Favourite Things Knitwear) kommt gleich nochmal ein grosser Name. Die Designerin Louise war lange in der Modebranche tätig und hat dann ihr Label mit dem Ziel gegründet, zeitlose, hochwertige Strickmode zu entwerfen, die im Kontrast zu kurzlebigen Modekollektionen stehen soll. Und das tut sie auf jeden Fall! Sowohl mein Lieblingspullover als auch der meiner Tochter sind Modelle von Louise. Und ihr neuster Entwurf hat auf jeden Fall auch das Potential, zum Liebling im Kleiderschrank zu werden: Der Cardigan No 9 mit einer schönen Schulterkonstruktion, Knebelknöpfen (z.B. diese hier) und am liebsten natürlich in einem knalligen Rot! (Dafür könnte ihr Heavy Merino und Soft Silk Mohair in der Farbe Blood Orange kombinieren).

Karoline Skovgaard Bentsen kennt ihr vielleicht unter dem Namen AEGYOKNIT? Gegründet wurde das Label als eine Kooperation zwischen Mutter und Tochter, der Name stammt aus dem Koreanischen und hat eine ganz besondere Bedeutung, die sich nicht so einfach übersetzen lässt. Aegyo steht für ein bestimmtes Verhalten, das gezeigt wird, um besonders liebenswürdig und niedlich zu erscheinen (das ist stark vereinfacht, wer mehr dazu wissen möchte, findet hier z.B. einen Artikel zum Thema). Im Namen des Stricklabels bezieht sich der Begriff auf einen verspielten, kreativen Zugang beim Entwerfen der Modelle. Ausserdem wird damit die persönliche Nähe der Designerin zu Korea zum Ausdruck gebracht (die sich auch im Namen der Modelle oft wiederfindet!). Die Modelle von Aegyoknit sind oft oversized geschnitten, aber ohne unförmig zu sein, und zelebrieren das Besondere - genau so wie der unten abgebildete Seon Kimono, der zweifädig aus Kinu und Sensai von ITO gestrickt wird.

Auch hinter NORgardknitters stecken Mutter und Tochter – Kirsten und Karoline ergänzen sich perfekt und entwerfen Modelle im nordischen, minimalistischen Stil. Gerne auch etwas oversized geschnitten und mit grosszügigen Formen spielend, so wie bei der Simply Me Blouse oder dem Warm Me Tee, die wir euch vor ein paar Wochen schon vorgestellt haben.

Ein bekanntes Mutter-Tochter-Duo aus Dänemark haben wir hier heute noch nicht erwähnt – aber natürlich vergessen wir Pernille und Caroline von Knitting for Olive auf keinen Fall, denn auch sie stehen für die florierende dänische Strickwelt! Ihr Label gibt es erst seit 2016, aber die Garne und Anleitungen von KfO sind weltweilt nicht mehr wegzudenken. Ihre nachhaltig produzierte Wolle gehört auch bei uns im Laden zu den beliebtesten Garnen. Die wunderschönen Farben lassen sich auf die verschiedensten Arten kombinieren, schaut euch auf Instagram unbedingt die Videos an (das Problem ist nachher nur: man muss sich für eine Kombination entscheiden und sie sind einfach alle total schön!). Der Madeleine Sweater ist eines der neusten Modelle von KfO und wird aus der No Waste Wool gestrickt.

©Aegyoknit

©NORgardknitters

©Knitting for Olive

Bei unserer Instagram-Runde bleiben wir diese Woche dem Thema treu und schauen uns Bilder dänischer Stricker*innen an (ein Klick auf «übersetzen» hilft mir übrigens jeweils dabei, auch die Texte zu verstehen und nicht nur die Bilder zu bewundern).

Supergerne folge ich zum Beispiel Mette von mettesommerfugl, die gefühlt für alle grossen Designerinnen teststrickt und die Modelle superschön präsentiert – ausserdem gibt sie Einblicke in ihr Familienleben und amüsiert mich immer wieder mit lustigen Re-Posts in den Stories. Auf dem Bild unten trägt sie die Cloud Blouse gestrickt aus Soft Silk Mohair.

Auch Casper von homostitch ist hier in einem Modell von PetiteKnit zu sehen -und zwar in einem kunterbunten Holger Sweater in Männergrösse. Bei Casper (ein ausgewanderter Däne, aber das soll hier auch zählen) kann man sich supergut für Männermodelle inspirieren lassen, da gibt es nämlich mittlerweile auch richtig viele!

Der Account von Kaspar alias denvandrendestrikker ist leider momentan nicht sehr aktiv, aber trotzdem zu interessant um an dieser Stelle nicht darauf hinzuweisen: Kaspar ist Historiker und beleuchtet auch die Geschichte des Strickens - das keineswegs immer eine sitzende Tätigkeit war und auch heute nicht sein muss! Ich selber liebe es auch, mit meinem Strickzeug umherzulaufen und wäre bei einer Strickwanderung (oder vielleicht erstmal bei einem Strickspaziergang) sofort dabei. Auch hier findet ihr einen passenden Fernsehbericht.