01. November 2025
Rund um I-Cords
Seit vor 3 Wochen der Sophie Scarf hier in der Schweiz in verschiedenen Tageszeitungen vorgestellt wurde und dadurch auch zu denjenigen Stricker*innen gelangte, die vielleicht nicht unbedingt auf Instagram und Ravelry unterwegs sind, haben wir im Laden immer wieder erstaunte und bewundernde Kommentare zu der hübschen Umrandung des Schals gehört. Ein I-Cord-Rand, der ganz einfach zu stricken ist, aber dem Strickstück (das gilt natürlich nicht nur für den Sophie Scarf) einen sauberen, hübschen Abschluss verleiht. Heute wollen wir den I-Cord etwas genauer betrachten: Wie strickt man ihn? Wie kann man diese Technik einsetzen und woher kommt überhaupt der Name?
Die erste Frage können wir schnell und einfach klären: Der Name geht auf Elizabeth Zimmermann (eine Ikone des Strickens!) zurück, die diese Technik wohl so einfach fand, dass sie sie scherzhaft idiot cord genannt hat (zu Deutsch also Idioten Schnur). Wir finden: diese Technik mag vielleicht im Grunde simpel sein, kann aber so raffiniert angewendet werden, dass ihr dieser Name nicht ganz gerecht wird.
Mit der so gestrickten Kordel kann man nun schon einiges machen: zum Beispiel diese hübschen Tannenbäumchen, die sich super als Dekorationen für die Weihnachtszeit eignen. Man kann sie auch als Schleife um ein Geschenk binden, sie in den Haaren tragen, als Brillenband benutzen oder sie sich als Kette um den Hals hängen. Eine I-Cord-Schnur lässt sich auch dekorativ aufnähen wie bei diesem Modell. Am häufigsten werden sie aber als Bändel am Strickstück verwendet: zum Verbinden zweier Handschuhe, zum Befestigen einer Mütze oder als Verschluss an einem Cardigan. Sehr clever und originell ist der Einsatz der I-Cords bei den neuen Weihnachtsmodellen von Knitting for Olive!
I-Cord Umrandung
Während man beim My José Hood die Maschen vorzu aufnimmt und jeweils gleich mit dem I-Cord zusammenstrickt, werden die Umrandungsmaschen bei vielen anderen Modellen alle aufs Mal aufgenommen und dann der I-Cord rundherum angestrickt (so hat man die Verteilung der Maschen etwas besser im Blick). Auf der Nadel liegen dann viele Maschen, man arbeitet aber jeweils nur mit den Randmaschen plus einer weiteren Masche, die mit der die letzte Masche des I-Cords (verschränkt) zusammengestrickt wird. Hat man die Randmaschen abgestrickt, werden die gearbeiteten Maschen wieder zurück auf lange Arbeitsnadel (linke Nadel) gelegt. Das ist etwas zeitaufwändig, aber die Mühe allemal wert! Die I-Cord-Umrandung ergibt nicht nur einen sauberen Abschluss, sie verleiht dem Strickstück auch zusätzliche Stabilität.
Beim Abschluss des Strickstücks (bei einem top down Modell also z.B. beim unteren Bündchen) muss man die Maschen nicht erst aufnehmen, sie liegen ja bereits auf den Nadeln! Was es dann aber braucht, um mit dem I-Cord Abketten zu beginnen, sind die zusätzlichen Maschen (meistens 3), die man neu anschlägt und dann rundherum den I-Cord laufen lässt (wieder indem man die letzte I-Cord Masche verschränkt mit der ersten Masche des Strickstücks zusammenstrickt). Hat man die Runde abgeschlossen, kann man entweder den Faden durch die letzten drei Maschen ziehen (und die Lücke dann nähenderweise schliessen) oder so lange abnehmen, bis noch 6 Maschen auf der Nadel liegen, diese auf zwei Nadeln verteilen und die Maschen zusammennähen.
Video: Hier wird das Abketten mit einem I-Cord über 2 Maschen gezeigt.
I-Cord Anschlag Ein I-Cord kann das Strickstück nicht nur abschliessen, er kann auch am Anfang des Strickprojekts stehen. Viele Tücher, die aus der oberen Mitte heraus gestrickt werden (z.B. Dotted Rays von Stephen West) nutzen den sogenannten I-cord Tab Cast On, bei dem ein kurzer I-Cord gestrickt wird, aus dem dann Maschen herausgestrickt werden. Dieser Anschlag fügt sich nahtlos in die I-Cord Umrandung ein und ist drum besonders hübsch.
Video: wie Stephen West himself das strickt, seht ihr hier.
I-Cord Randmaschen
Zurück zum Anfang und damit zur Sophie: dort werden keine zusätzlichen I-Cord Maschen aufgenommen, man strickt die vorhandenen Randmaschen einfach nach demselben Prinzip und erhält so die schöne, mitlaufende I-Cord-Umrandung. Damit sich der Faden so spannt, dass die Ränder wie gewünscht eingerollt werden, müssen die letzten Maschen (in dem Fall 3 Maschen) abgehoben werden. Wichtig ist dabei, dass die Maschen wie zum Linksstricken abgehoben werden und der Faden VOR der Arbeit liegt. Wie alle I-Cord-Ränder ist auch dieser perfekt geeignet, um dann am Schluss die Fäden darin zu vernähen!
Video: wie man I-Cord Randmaschen direkt anstrickt, seht ihr hier.
Vectorvest, Anleitung via Ravelry (kann z.B: aus KfO Merino gestrickt werden)
© Lisa Meissner
Für alle, deren Kapuzenmütze bitte auch ohne Bändel schön an ihrem Platz bleiben soll, gibt’s die neue Dally Balaclava der Fillesducoeur. Dank des enganliegenden Halsbündchens verrutscht nichts und die Mütze hält Ohren und Hals warm. Ausserdem hat sie hübsche Rüschen, ein voluminöses Patentmuster und eine tolle Garnkombi, die wir auch unbedingt ausprobieren wolle (sei es für dieses Projekt oder ein ganz anders): LANG Baby Alpaca (superweich!) & Mohair Luxe (hier sogar dann zweifädig). Die Anleitung kauft ihr übrigens direkt im Shop der FDC – das geht aber problemlos, wir haben das schon für euch getestet!
Solltet ihr dann von der Baby Alpaca noch einen Rest übrighaben, könnt ihr den direkt im Bindle Hat verstricken – die auffällige Mütze von Wool & Pine ist nämlich das perfekte Projekt zum Aufstricken solcher kleinen Reste. Jeweils 4 Fäden in Fingering-Stärke werden zu einer «Farbe» zusammengestellt und zu lettischen Zöpfen verstrickt. Man hantiert also mit vielen Fäden und ein bisschen Hilfe ist bei diesem raffinierten Modell bestimmt nicht verkehrt – dafür gibt es verschiedene Video-Tutorials. Die Bindle Hat ist auf jeden Fall ein spannendes Projekt und ein perfekter Stashbuster, aber vermutlich kein Kandidat fürs mindless knitting…